„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8)
Der Tod, den Jesus Christus für uns am Kreuz gestorben ist, war kein tragischer Zufall. Jesus musste also nicht sterben, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre. Er musste letztendlich auch nicht sterben, weil er in den Augen der damals Mächtigen unbequem und aufrührerisch war. Jesus starb einen leidvollen Tod am Kreuz, weil Gott uns mit diesem Opfer zeigen will, wie sehr er uns liebt. Es war also Gottes Wille.
Wir leben heute im 21. Jahrhundert. Opferrituale sind uns fremd. Auch mit dem Opfertod Jesu können heute nur noch wenige wirklich etwas anfangen. Aber je mehr ich mich auf dieses Geheimnis unseres Glaubens einlasse, je mehr fange ich an zu verstehen, warum Gott ausgerechnet diesen für ihn sehr schmerzlichen Weg gewählt hat, um uns zu zeigen, wie sehr er uns liebt.
Ein Opfer, das in antiken Kultfeiern dargebracht wurde, hatte immer die Funktion, einen zürnenden Gott bzw. zürnende Götter wieder versöhnlich zu stimmen. Bei dem Opfer Jesu ist es umgekehrt. Gott bringt das Opfer dar; nicht die Menschen. Und sein sehnlichster Wunsch ist es, dass wir sein Opfer annehmen und uns mit ihm versöhnen lassen; mehr noch, dass wir seine Liebe erwidern. ---
Ich weiß nicht, ob Sie, die Sie meine Andacht jetzt lesen, mit Gott versöhnt sind, ob Sie in Frieden mit IHM leben können, ob Sie IHN vielleicht sogar lieben können? Diese Frage können wir letztendlich nicht beantworten, wenn es uns gut geht, wenn das Meiste so läuft, wie wir es uns wünschen, wenn wir und unsere Liebsten einiger maßen gesund sind und unser Auskommen haben etc.. In guten Zeiten drängt sich die Frage nach Gott nicht auf. Wir fühlen uns wohl und sind zufrieden; - einige mit Gott, viele aber auch ohne Gott. Ob wir mit Gott wirklich versöhnt sind oder IHN gar lieben können, zeigt sich erst in schwierigen Zeiten, wenn Dinge passieren, die unser Leben und das Leben unserer Liebsten durcheinander wirbeln. In solchen Zeiten neigen die Meisten dazu, an Gott zu zweifeln und IHM den Rücken zu kehren. Wenn ihnen dann jemand kommt und ihnen etwas von Gott sagt, um sie zu trösten, fühlen sie sich nicht verstanden, verletzt und vieles andere mehr noch, aber ganz gewiss nicht mit Gott versöhnt.
Gott weiß, wie wir Menschen „gestrickt“ sind und wie wir „ticken“. Wenn es im Leben nicht so läuft, wie wir es uns wünschen, wenn einiges schief geht, dann brauchen wir ein Opfer. Wir brauchen einen „Sündenbock“, dem wir alle Schuld geben können, auf dessen Schultern wir alles abladen können, was wir selbst nicht tragen und ertragen können, was uns quält und uns den Lebensfrieden raubt. Und genau diesen „Sündenbock“ präsentiert uns Gott. Er ist kein geringerer als Jesus Christus am Kreuz.--
Ganz wichtig! Gottes Plan geht nur bei denen auf, die sein Opfer auch annehmen, nur bei denen, die sich mit ihm versöhnen lassen, nur bei denen, die Jesus den für sich sein lassen, der er für uns ist: „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“. (Joh 1,29)
Dazu müssen wir uns in unseren Gebeten Jesus zu wenden und ihn betrachten, wie ER am Kreuz hängt und leidet. Bei diesen Betrachtungen geht es darum, dass wir unsere Leiden auf seine Leiden projizieren und uns vorstellen, dass Jesus unsere Leiden leidet, dass ER unsere Schmerzen und unsere Krankheiten auf sich genommen hat, dass ER alles trägt, was uns erdrückt. Wichtig dabei ist auch, dass wir uns bewusst machen, dass Jesus dies alles für uns tut, weil er uns liebt. „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8).
Es ist nur eine Frage der Zeit und damit auch eine der Geduld, bis wir seine Liebe zu uns auch spüren können, bis sie sich in unseren Herzen zu regen beginnt; und mit der Liebe auch der Friede und die Versöhnung mit Gott; -- unabhängig davon, in welcher Situation wir uns gerade befinden.
Gott segne eure Betrachtungen und lasse euch spüren, wie sehr er euch liebt! „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2. Kor 5,20) Amen.
Bleiben Sie gesund und mit Gott/ Jesus verbunden.
Ihr Pfarrer Roland Hussung